April 4, 2013 by tool4spirit & Petra M. Jansen
Ein musikalisches Kulturgut in Aschaffenburg – autonom und lebendig
1984 durch die Brüder Günther und Claus Berninger als konzeptionelle
Umsetzung einer Live-Musikkneipe und Gastronomie ins Leben gerufen. Der
Colos-Saal (Berninger Musik und Gastronomie GmbH) ist einer der
Nominierten des PRG LEA in der Kategorie „Club des Jahres“, eine
Auszeichnung von der Initiative Musik, eine Einrichtung des Bundes zur
Förderung der Musikwirtschaft. Mehr als verdient, wie ich finde.
Die Philosophie des Colos-Saal: „Wir bringen hochklassige
Geschichten und Unterhaltung. Kunst und Unterhaltung sind bei uns
gleichberechtigt, es gibt keinen Unterschied zwischen High Quality und
Pop und Kommerz", so Claus Berninger in einem Interview. Eine
Besonderheit des Clubs ist der „Real Music Lovers- Button“, ein
Gütesiegel, bei dem Konzertbesucher nach dem dritten Stück den Saal
verlassen und ihr Eintrittsgeld zurück verlangen können, sollten sie
keinen Gefallen an der Performance finden. Grund dafür ist der Gedanke,
hier musikalisch ein mehr als phantasievolles, künstlerisch ausgereiftes
Konzerterlebnis zu empfehlen und somit Klangerlebnisse – auch abseits
des Gewohnten – und dazu im Bereich Pop, Rock, Jazz hochkulturelle
Leistungen zu präsentieren.
Claus Berninger war immer auf der Suche nach qualitativ hochwertigen
Künstlern und steht hinter der Vielfalt einer offerierten Genres.
„Musicians, musicians“ ist meine Welt, ich mag Grenzgänger-Geschichten
und Musik, die sich weiter entwickelt“, sagt er. „Im Kommerz gibt es
eine Vielzahl von großartigen Live-Qualitäten und wir sprechen ein
altersloses Publikum an. Die Leute, die zu uns kommen, sind zwischen 14
und 80.“
Mit „junge Konzertbesucher“ gibt es beim Colos-Saal eine
Besonderheit zum Thema Jugendschutz. Seit drei Jahren dürfen Jugendliche
ab 14 Jahren Konzerte im Colos-Saal bis 22.00 Uhr – ohne Begleitung –
besuchen. Die Jugendgremien des Stadtrates gaben ihre Zustimmung für
diese Sondergenehmigung, die bisher bis März 2013 ausgesprochen wurde.
Auf die Frage, inwieweit der Colos-Saal städtische
Subventionierungen oder sonstige Fördergelder erhält, sagt Berninger:
„Träger des Colos-Saals sind wir selbst – ich, also die Berninger Musik
und Gastronomie GmbH. Wir erhalten keine Zuschüsse. Das unterscheidet
uns von anderen Clubs im Rhein-Main-Gebiet.“ Und gibt ihm die
Möglichkeit eines kulturellen Mitspracherechtes, das Recht, die Dinge zu
hinterfragen – eine gute Position.
Der Colos-Saal Aschaffenburg ist ein autonomer Ort der Kunst und
Kultur. Live-Clubs sind eine Bühne für eine Vielfalt dessen und wenn man
sieht, wer in diesen 28 Jahren dort aufgetreten ist, hat keinen Zweifel
daran.
„Wenn du in einer kleinen Stadt wie Aschaffenburg so viel machst, bist
du selbst ein kulturelles Thema“, sagt Berninger. Das breit gefächerte
Musikangebot des Clubs ist einerseits marktorientiert, andererseits
musikorientiert und wird recht exotisch durch zwei – unabhängig
voneinander arbeitende – Booker garantiert. „Zwei Leute buchen aus zwei
völlig verschiedenen Perspektiven, ohne sich vorher abzusprechen. Das
gibt eine interessante Auswahl“, so Claus. Es hat sich bewährt, dieses
Konzept – bis heute.
Bei so viel Lob, nun der Haken, den ich nicht verschweigen werde.
Mein Pressezugang zum Colos-Saal wurde – trotz telefonischer
Vorankündigung und dem Interview mit Claus Berninger – bereits am
Eingang erschwert, was bei so viel Professionalität nicht hätte
passieren dürfen, zumal im Vorfeld um Akkreditierung gebeten wurde. Gut,
wenn man erst mal die Klappe hält, für wen man in vergangenen Zeiten
schon geschrieben hat und als unbescholtenes Blatt mit einer neuen
Rubrik eines Online-Magazins startet. So lernt „Frau“, dass der Chef ein
wirklicher Profi ist, der seine Arbeit mehr als versteht, die
Mitarbeiter aber wirklich noch ein Gespür dafür entwickeln müssen, dass
Kultur und Kunst stets eine Öffentlichkeit braucht und eben Menschen,
die darüber berichten.
© Petra M. Jansen
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