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Dienstag, 24. Juli 2018

Interview mit AXXIS

September 16, 2014 by tool4spirit & Petra M. Jansen für "Kulissenblicke"

Interview mit AXXIS (Bernhard Weiss/ Vocals, Producer, Songwriter, Marco Wriedt/ Guitar, Harry Oellers/ Keyboard, Producer, Songwriter, Dirk Brand/ Drums, Rob Schomaker/ Bass ), geführt von Petra M. Jansen


Bernhard, es gibt AXXIS nun seit 1988. Das ist eine lange Zeit und es steckt viel Arbeit und Kontinuität dahinter. Wo steht Ihr derzeit und wie zufrieden bist du rückblickend?

Rückblickend sind wir sehr zufrieden. Wir sind seit vielen Jahren erfolgreich in der Szene, geben Interviews, stehen auf der Bühne und sind ganz einfach stolz auf das, was wir bis jetzt erreicht haben. Zuerst dachten wir an einen kurzen Einstieg und dass wir erfolgreich durch alle Höhen und Tiefen gehen, das hätten wir damals nicht geglaubt. Wir haben einfach Lust zu spielen – egal, ob vor nur zwei Leuten oder vor 80.000 – solange es uns Spaß macht, wird die Band weiter bestehen bleiben.

Eurer erstes Album „Kingdom Of The Night“ ging gleich mit über 100.000 Verkäufen sehr erfolgreich an den Start, wurde in den USA, Asien, Europa, Kanada und Australien veröffentlicht. Ihr hattet sehr große Erfolge mit den beiden Alben danach und die Band hat eines davon in den USA produziert. Warum dort?


Wir haben dort sogar zwei Alben produziert, Petra. „Matters of Survival“ und „The big thrill“. Die EMI wollte die Band auf eine international Ebene heben und du lehnst es nicht ab, wenn du das Angebot bekommst, in L.A. oder New York eine Produktion zu fahren. Wir waren bis dahin in Deutschland gut, aber 150.000 verkaufte Alben waren wohl nicht gut genug für die Plattenfirma. Wir und Helmut Fass von der EMI erwarteten ursprünglich eigentlich 30.000 beim ersten Album, 50.000 bei der zweiten Platte und wir haben – ehrlich gesagt – nicht verstanden, warum sich die Relationen nach 150.000 Platten schon beim ersten Album nach oben verschoben haben. Aber als junge Band sagst du nicht „nein“, wenn du mit Keith Ohlsen (Whitesnake, Manfred Mann´s Earth Band, Eagles) und Joey Balin (Warlock) produzieren kannst.

„Matters Of Survival“ wurde erneut in den USA produziert. Erzählt uns ein wenig über diese Produktion und inwieweit hat die Arbeit in den USA eure Musik beeinflusst?

Es war bei „Matters Of Survival“ eine schwierige Phase, auf einmal kam der Grunge auf. Ich (Bernhard) bin z.B. mit Judas Priest, Black Sabbath und solchen Bands groß geworden, auf einmal war alles durcheinander. Es war eine verworrene Phase, als dann Bands wie NIRVANA auf den Markt kamen. Keith Olsen hatte in Los Angeles versucht, die Band auf einen modernen Touch zu trimmen, aber das konnte mit AXXIS nicht funktionieren. Wenn man eine Band verbiegen will, das geht halt nicht. Rückblickend habe ich leider auch Recht behalten.

Wo liegen die Wurzeln eures musikalischen Schaffens?

Sehr breit. Wir sind in den 70er-, 80er-Jahren groß geworden, das waren unsere ersten Musikerlebnisse. Ich fand URIAH HEEP toll, dann kam KISS mit Live II – ich fand die Fratzen, den Effekt tierisch – aber ich habe auch noch ABBA gehört. Was gab es damals? Ilja Richter, Rockpalast? Und ich merkte, die Welt besteht nicht nur aus Dieter Thomas Heck. Danach kamen die Bon Jovi-Sachen…und Harry kommt aus der Krautrock-Phase, einige vom Blues. Es war also ein breites Spektrum an musikalischem Input. Wir hatten in den 80zigern eine sehr bunte Zeit.
Da waren John Anderson (YES) oder Bruce Dickinson (IRON MAIDEN), Fish (Marillion) und heute vermisse ich diese Vielfalt an Stimme. Ich denke auch noch an die Scorpions oder an KISS, die ich live erlebt habe, dann Whitesnake und später noch das schwarze METALLICA-Album. Da tat sich musikalisch damals sehr viel. Heute kann jeder Musik machen und improvisieren – von zu Hause aus – und man sollte meinen, dass es vielfältiger würde. Das Gegenteil ist leider der Fall.

Wie würdest du die typischen AXXIS Songs beschreiben?

Melodisch, über den Tellerrand schauend, wie z.B. „Gone with the wind“, ein mittelalterlich angehauchter Akustikgitarren-Song von uns. Oder „Touch the rainbow“ mit Reggaefeeling, bis zu „Bloodangel“ oder „Tales of glory island“. Wir versuchen, keinen Einheitsbrei zu liefern und hoffen, immer wieder für Überraschungen gut zu sein. Das Songwriting ist sehr wichtig für uns. Der Song muss eine Gänsehaut erzeugen und Emotionen auslösen, dann ist es ein guter Song.

Steckt eine Aussage oder Ideologie hinter eurer Musik oder macht ihr es einfach, um gute, rockige und tolle Musik zu schaffen?

In erster Linie geht es uns um die Unterhaltung und den Spaß mit den Leuten, wenn man auf der Bühne steht. Wir wollen aber auch Botschaften liefern und nehmen Themen aus den Bereichen Umwelt, Politik oder Kritik am System. Wir engagieren uns, wie bei „Don´t leave me“. Da denkt man zuerst an eine Mädel-/Jungen-Lovestory, aber es geht um Israel/Palästina und ein Paar, das politisch unter die Räder kommt. Wir handeln in unsere Texte u.a. auch Themen ab, wie „saurer Regen“ oder der Ost-West-Konflikt, der damals ein großes Thema war. Eigentlich kannst du auf unseren Platten die Geschichte der BRD durchleben, da wir sozusagen Zeitzeugen sind. Wir sind eben Kinder unserer Zeit und das spiegelt sich auch in unseren Songs wider.

Nun produziert ihr eure Alben selbst? Wie kam es zu der Entscheidung?
  
Auch dies ist ein Produkt der Zeit, Petra. Zuerst gab es die EMI und im Laufe der Zeit die Revolution, die digitale Technik. Heute wird das, was wir damals aufwendig und teuer als Equipment im Studio hatten, mit einem „plugin“ softwaremäßig simuliert. Du kannst am PC deine Sachen vorbereiten und mit sehr geringem Investment eine gute Basis schaffen. Das hat uns weitergebracht, auch technisch besser zu werden. Die Unabhängigkeit ist ein Trend der Zeit und das zelebrieren wir. Wir sind ein 360° Unternehmen geworden mit eigenem Tonstudio, eigenem Musikverlag, eigenem Label, eigener Promotion und Booking-Agentur. Heute können wir machen, was wir wollen und das ohne Druck.

Wo liegen die Vorteile, wo die Nachteile, wenn man für seine Produktionen selbst gerade stehen muss?

Der Vorteil liegt darin, unabhängig und ohne Zeitdruck kreativ arbeiten zu können. Wir machen alles in eigener Regie, auch die komplette grafische Gestaltung. Es birgt allerdings das Risiko, dass – wenn es nicht ankommt oder gewollt wird – du nichts verkaufst und du die Schuld alleine trägst. Aber letztendlich ist die Band so und so immer schuld. Ist man erfolgreich war‘s die Plattenfirma, verkauft man schlecht, lag’s an der Band…nun liegt’s immer bei uns.

„Kingdom Of The Night” war 1989 euer bahnbrechendes Debutalbum. 2014 habt ihr anlässlich des 25jährigen Bandjubiläums exakt auf den Tag genau, nur 25 Jahre später “Kingdom Of The Night II” in einer Spezialedition bzw. einer Black- und einer White-Edition über euer eigenes Label Phonotraxx auf den Markt gebracht. Wer kam auf diese – wie ich finde – gute Idee und in welchen Ausführungen ist dies erhältlich?

Das war meine Idee (Bernhard). Wir wollten ein Resumeé aus 25 Jahre AXXIS und haben festgestellt, dass man dafür zwei Alben braucht, um die verschiedenen Stile, die wir im Laufe der Zeit ausprobiert haben, auch zu repräsentieren. Die beiden Schienen „traditioneller Hardrock“ und „Powermetal“ wollten wir nicht in einem Doppelalbum machen und haben so den Fans die Wahl gelassen, was ihnen besser gefällt und was sie kaufen wollen und sie müssen dann nicht gleich 30 Euro für ein Doppelalbum hinlegen. Die 25 Jahre AXXIS waren uns sehr wichtig. Das hättest du mit einer Plattenfirma nicht machen können. Nun gibt es die Black- und White-Edition einzeln, dazu eine limitierte Deluxe-Boxen-Auflage und eine limitierte Vinyl-Ausgabe, die zwar wirtschaftlich sehr viel teuer ist, aber auch das war uns sehr wichtig.

Seid ihr der Meinung, dass Alben mehr Geschichte drum herum oder „Spezialausgaben“ brauchen oder als Konzeptalbum konzipiert sein sollten um den Fans ein Highlight und einen Kaufanreiz zu geben?

Das kann man so nicht sagen. Es muss Sinn machen für die Welt da draußen. Zuerst ist es einmal wichtig, einen Hit zu landen, damit das Publikum aufmerksam wird. Schwer zu sagen… wichtig ist, den Kreis der Fans zu erweitern und seine Botschaft unter die Leute zu bringen.

Was sind die größten Fehler, die eine Band im Rockbusiness machen kann?

Falsche Leute einbinden. Sich von dem, was die Band ausmacht, entfernen. Sich blenden lassen und sich nicht durch äußere Einflüsse ablenken lassen, um die Essenz nicht zu verlieren. Eine Band muss immer wieder neue Sachen abliefern, immer wieder für Überraschungen sorgen und sich fragen „warum braucht die Welt diese Produktion?“ Sich einfach sehr kritisch hinterfragen und … es muss eine Botschaft dahinter stehen.  Wir haben mal eine Covergeschichte gemacht und jedermann fragte sich „wie könnt ihr so was machen?“ Unsere Aussage war: „Freunde, wenn ihr so weiter überall downloaded, dann gibt es eines Tages nur noch Coverbands.“ Es war eigentlich als Kritik gedacht, hat sich aber sehr gut verkauft! Die Botschaft war uns wichtig, um ein klares Statement zu liefern. Wir wollten wissen, „findet ihr das gut, wenn überall nur noch Coverbands spielen?“ Festivals nur noch mit Coverbands? Überall Coverbands, Coverbands im Vorprogramm, Coverbands überall? Und wir dachten, tja, wenn d a s der Weg ist, dann machen wir das halt auch. Es war eben als Kritik gedacht.

Was waren bisher die größten Festivals, die ihr gespielt habt und welche Festivals wären euer „Traum“ für die Zukunft?

Wir waren eigentlich schon überall. Wir waren bei Rock am Ring, bei Rock im Park, mehrmals in WACKEN, beim Bang Your Head-Festival, mehrmals beim Masters of Rock und wir freuen uns, 2015 beim 70.000 Tons of Metal Cruise mitspielen zu dürfen. Wir sind für alle Gigs dankbar, egal ob Festival oder Club, ob groß oder klein – Hauptsache die Leute und wir haben Spaß.

Was ist nun von AXXIS geplant? Arbeitet ihr an neuen Songs, einer neuen Performance, was dürfen die Fans erwarten?

Wir haben für 2015 wieder viele Gigs am Start, wollen unser Tonstudio umbauen und wir wollen unsere Internetsachen ausbauen. Ansonsten planen wir ein neues Album, sind am gucken…wir sind gerade in einer Findungsphase.

Vielen Dank für dieses interessante Interview. Wir wünschen der Band weiterhin viel Erfolg.

Danke Petra, es war uns eine Freude.

© Petra M. Jansen

http://jansen-marketing.de

Link AXXIS: http://www.axxis.de/ 

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