SEX

Petra M. Jansen: SEX

„People“ – Gesellschaft & Leute
Fragen an Petra über „Sex“, im Interview mit Pierre Mathias

Wenn es nicht so klappt, den Griff zu den Aphrodisiaka! Ein Armutszeugnis oder eine Wonne?

Gut, diese Frage werde ich diplomatisch beantworten. Sollte die Libido aus gesundheitlichen oder Altersgründen problematisch sein und ein Paar extrem darunter leiden, ist die Einnahme eines Aphrodisiakums durchaus legitim. Ansonsten habe ich persönlich damit ernsthafte Schwierigkeiten, ist die spür- und fühlbare Lust des Partners doch so unglaublich umwerfend und mitreißend.

Wie fühlt man sich als Frau, wenn Hilfsmitteln angewandt werden um einen schönen Sex zu haben?

Bisher habe ich noch keine Hilfsmittel anwenden müssen und hatte auch noch keinen Partner, bei dem das notwendig war. Diese Frage kann ich also derzeit leider noch nicht beantworten, Pierre.
  
Können Aphrodisiaka mit Krücken verglichen werden?

Ja, so ähnlich. Immerhin ist es bei Männern ein Mittel zur Penisversteifung und zur Stärkung des Stehvermögens und bei Frauen zur Steigerung des sexuellen Verlangens und der Orgasmusfähigkeit.

Warum müssen die Männer unbedingt Stärke mit dem Penis zeigen? Wäre es mit dem Geist nicht genauso schön?


Männer, die keinen Geist haben, können auch nicht mit ihrem Gemächt umgehen oder andersrum, die These „dumm fickt gut“, die kann ich nicht teilen. Die einfühlsamsten Männer, die mit Herz und Verstand die Liebe betreiben, sind die wahren Liebhaber. Alles andere ist uninteressant.

Was haben Feinfühligkeit und Potenz gemeinsam? 

Wie ich oben schon erwähnte, es gehört für mich zusammen. Einen stoßenden Stier im Bett brauche ich sicher nicht, aber einen sensiblen, erotischen Genießer, der die Liebe und den Sex ebenso auskosten will wie ich es tue. Was nicht heißen soll, dass ich einem spontanen, geilen „Fick“ nichts abgewinnen kann.

Ist Zärtlichkeit für eine Frau nicht der beste Beweis der Liebe? 

Fürsorge und Zärtlichkeit sind wunderschöne Begleiter der Liebe, beidseitig, versteht sich. Zuverlässigkeit und Treue, das darf nicht vergessen werden und der Humor.

Haben nicht sehr viele Männer einen Schwanz im Kopf?

Nun, es liegt in der Natur des Mannes und in seinem Fortpflanzungstrieb. Daran kann ich nichts Schlechtes finden, aber einige von ihnen übertreiben es durchaus mit ihrem Peniskult, da gebe ich dir recht. Das sind aber auch sonst ungehobelte oder dumme Männer, die sich rein über ihren Schwanz definieren.

Wenn SM im Spiel ist, wird der Sex zum Spektakel. Braucht er das?

Wenn jemand der SM- oder auch der BDSM-Szene zugehörig und Bekenner der Szene ist, kann es entweder ein Ausprobieren sein oder eine tatsächliche Neigung. Es kommt darauf an, in welchem Maß. Harte SM-Gänger brauchen oft das Gefühl, entweder Schmerz und Erniedrigung zuzufügen oder Schmerz und Erniedrigung zu erhalten, darunter sind – wie wir alle wissen – sehr oft einflussreiche Männer, die Macht- und Entscheidungspositionen besetzen. Für mich persönlich ist das eine krankhafte Neigung, die z.T. derart bizarre Formen annehmen kann, dass ich diesen Personen eher einen Psychologen empfehlen würde. Ich sagte einmal „der wahre Herr braucht keine Ketten, keine Peitschen, keine Nieten“. Der wahre Herr braucht nichts anderes als sich selbst mit viel Lust und Zeit.

Wenn Sex ein Spiel ist, sollte es meisterhaft aufgeführt werden. Ist das mit den Mannsbildern überhaupt möglich?

Da fängt der Blödsinn schon an, Pierre. Was ist denn meisterhaft ? Wer schreibt vor, wie ein Paar Sex zu erleben hat ? Sex alleine halte ich sowieso für uninteressant, mein Herz und mein Schritt wird durch die Liebe betört, durch den erotisierende Anblick meines Gegenübers, durch den Duft seiner Haut, den lustvollen Blick seiner Augen u.s.w…
Es gibt keine Meisterleistung in der Liebe und beim Sex, denn jeder Moment, den man zu zweit auf eine erotische Art und Weise verbringt, ist großartig. Und Sex beginnt schon in dem Augenblick, in dem keiner von beiden überhaupt ausgezogen ist. Ich hatte schon Momente, die waren – nur durch die Stimme meines Partners am Telefon – hocherotisch und erfüllend und damit meine ich keinen Telefonsex, sondern das Verlangen, das sich aufbaut, wenn die Sinne berührt werden.

Und wo bleibt die Liebe stecken? In der Vagina?

Das wäre sehr schade, denn es wäre eine reine Reduktion von Spermaabgabe und Spermaaufnahme, das klingt doch arg sachlich. Der Schwanz ist nur so gut, wie der Kerl, der ihm seine Basis gibt. Eine Frau ist nur so gut, wie sie frei und offen zulassen kann. Ohne verklemmtes Gedöns, ohne Zwang und gegenseitig voller Respekt und Liebe. Respekt erwähne ich deshalb, weil das so unglaublich wichtig ist. Eine nehmende, geöffnete Vagina ist ebenso ein Geschenk an den Mann, wie ein steifer, harter Penis für die Frau. Und sie sind das Mittel, das uns zur Verfügung steht, um unsere tiefsten, innigsten Gefühle auf den gemeinsamen Gipfel der Liebe zu bringen.

© Petra M. Jansen