geführt von Petra M. Jansen
Hallo und schön, dass wir uns heute auf dem FMO Full Metal Osthessen Festival 2016 treffen. Stellt euch und die Band STALLION doch bitte einmal vor.
Hallo, ich bin der Paul am Gesang, ich bin der Aaron am Schlagzeug, ich bin Olli und spiele Gitarre, Niki am Bass und einer fehlt noch, das ist der Alex, der steht aber unten am Merch.
Erzählt mal etwas über die Bandgeschichte. Seit wann gibt es euch, welche Musik macht ihr und was gibt es über die Band STALLION zu sagen? Wo steht ihr derzeit?
Angefangen haben wir zu zweit, also Alex (mein Mitbewohner) und ich (Paul). Wir hatten das schon einige Jahre im Kopf und haben vorher auch schon in anderen Bands zusammen gespielt. Wir hatten eine klare Vorstellung davon, was wir musikalisch machen wollten. Es sollte so ein bisschen in die Old School-/ Speed Metal-Richtung gehen mit anderen Einflüssen, evtl. mit einem bisschen Hardrock und einem bisschen Thrash Metal mit drin. Es ist uns immer schwer gefallen, Leute dafür zu finden. Irgendwann haben wir gesagt „komm, wir machen das jetzt einfach“ und haben gemeinsam die EP geschrieben, die wir nur auf Vinyl und einer kleinen Tape-Edition rausgebracht haben, ohne zu wissen, ob was draus wird oder wir mal ein komplettes Line Up aufstellen werden. Das ist in der Szene sehr gut angekommen und dann haben wir das komplette Line Up zusammengestellt. Seitdem gibt es uns so, wie wir heute dastehen und in voller Besetzung jetzt seit zwei Jahren. Bis jetzt haben wir eine EP sowie eine volle Platte veröffentlicht und schreiben gerade am nächsten Album, das hoffentlich diesen Spätsommer noch rauskommt.
Wie viele Alben gibt es jetzt von euch genau?
Ja, die eine EP „Mounting The World“ mit 6 Tracks (die gibt´s nur auf Vinyl) und das Album „Rise And Ride“, das es auch auf CD/DVD und Cassette gibt. Das Album ist auch noch auf Vinyl erschienen und das zusätzliche Release war eine Vinyl 7-Inch mit 2 Tracks, die es erstmal exklusiv auf unserer Europatournee mit BULLET und STRIKER Ende 2014 zu kaufen gab (die Tour hat 25 Shows umfasst).
Bei welchem Label seid ihr unter Vertrag?
Momentan noch bei High Roller Records. Bei High Roller kam die letzte Scheibe und auch die Neupressung von der ersten EP, die sehr schnell ausverkauft war.
Wie entstehen bei euch die Songs? Wer komponiert, wer macht die Lyrics? Kommt das im Proberaum zustande und wer ist die Triebfeder bei euch?
Mittlerweile wir alle zusammen, früher haben Alex und ich (Paul) das gemacht. Alex bringt viele Riffs mit und wir werfen die im Proberaum zusammen, aber jetzt bringt sich jeder mit ein. Es sind die Ideen, die von zu Hause aus mitgebracht werden und dann zusammengefügt.
Wenn ihr die Lyrics schreibt, ist da irgendeine Ideologie dahinter? Was wollt ihr ausdrücken oder macht ihr einfach nur Musik zum Spaß?
Zum Spaß würde ich nicht unbedingt sagen. Spaß hat bestimmt seine Daseinsberechtigung – auch in unseren Songs – aber wir wollen uns ganz stark von Spaßbands abgrenzen. Thematisch haben wir alles mit dabei, teilweise spirituell angehauchte Themen, sozialkritische Themen… wie es im Metal so gang und gäbe ist. Was wir beobachten und was uns so einfällt, das bringen wir in den Texten unter.
Was sind eurer Meinung nach die Schwachstellen im professionellen Musikbusiness?
Meinst du das bezogen auf die Musikindustrie oder auf die Musikszene?
Erst mal auf die Musikindustrie (Petra).
Man weiß nie genau, wie man sich in dem ganzen Label-Dschungel zurechtfinden soll und was einem ein Label überhaupt zu bieten hat, vor allem als kleine Band. Wir können uns momentan auf dem Stand, auf dem wir sind, nicht beschweren, aber anfangs haben wir die erste EP komplett independent rausgebracht. Die haben wir selbst pressen lassen – das war auch in vier Monaten ausverkauft. Es war zwar nur eine Auflage von 500 Stück, aber immerhin haben wir uns schon gewundert. Deswegen haben wir einige Angebote erst mal abgelehnt, weil Labels – vor allem kleinen Bands – nicht wirklich was zu bieten haben. Wenn du Facebook hast und dich auskennst in der Szene, dann kriegst du das auch so hin. Über die Musikindustrie an für sich fällt es mir immer schwer, was zu sagen (Paul).
Ja, Metal-Szene… Fans… das ist immer ein ganz schwieriges Thema. Wir freuen uns natürlich, wenn wir auf so coolen Festivals spielen können wie heute. Wir haben auch schon echt coole Dinger gemacht und sind viel rumgekommen, aber was uns ein ganz großer Dorn im Auge ist, ist so ein bisschen die Engstirnigkeit in der Szene. War nie etwas, worauf wir Wert gelegt haben und da hat jeder von uns für sich musikalisch seinen eigenen Kopf und so viel Selbstbewusstsein, für das einzustehen, was man selbst favorisiert. Es kotzt uns schon ziemlich an, wie engstirnig gerade die „True Underground Metal-Szene“ unterwegs ist und sich so stark von ganz vielem abgrenzt – teilweise auch oft auch so radikal unterwegs ist, dass wir uns da nicht immer zugehörig fühlen.
Zwischenfrage: inwiefern radikal?
Es gibt einige Strömungen in der Underground-Szene, wo man nie so genau weiß, in welche Richtung das geht. Es ist viel rechts angehaucht und es sind Klischees, mit denen gespielt wird. Es sind Inhalte, mit denen gespielt wird, es sind Zeichen und Symbole, mit denen gespielt wird und da graust´ s mir persönlich (Paul). Das hatte für uns in der Musik nie Platz und im Metal schon gar nicht und das ist ein Punkt, wo wir uns schon stark abgrenzen wollen.
Inwiefern widerspricht Heavy Metal den guten Werten? Spielen Satanismus, okkulte Themen, Misanthropie eine tatsächliche Rolle oder ist das eurer Meinung nach nur Show? Es gibt ja tatsächlich Fans im Metal-Bereich, die dem Satanismus zugetan sind und das auch ausüben.
Ja, das ist mit Sicherheit so. Zu 75% sind es einfach Klischees mit denen gespielt wird und sich die Bands auch vermarkten – das ist ganz klar in der Musikindustrie. Es mag Bands geben, die auch tatsächlich einen spirituellen Weg und Werte verfolgen, aber in unserer Musik hätten wir uns weder Schwarz noch Weiß zugewandt. Eine gewisse Grund-Destruktivität war seit jeher Teil der Heavy Metal Musik, einfach mit dem Bedürfnis, sich auszudrücken, wie z.B. Black Sabbath und wie sie alle heißen. Das sind ja alles keine bösen Menschen sondern – ganz im Gegenteil – Menschen, die sich stark mit vielen Themen auseinandergesetzt haben. Da ist auch ganz viel Schmerz vorhanden und das findet sich in vielen okkulten Themen gut wieder. Wir haben uns immer wiedergefunden, wir können zwar nicht alles unterschreiben, aber wir fühlen uns wohl, so wie wir gerade sind.
Wie sind die Pläne der Band, was habt ihr vor und was sind eure Ziele?
Ein riesiges Ziel verfolgen wir gar nicht. Wir sind momentan froh, dass wir in den letzten zwei Jahren soweit gewachsen sind wie wir jetzt dastehen und uns auch als Band gefunden haben. Was als Zwei-Mann-Projekt angefangen hat, ist jetzt tatsächlich eine richtige Band. Momentan schreiben wir gerade an einem neuen Album, das ist auch in trockenen Tüchern. In zwei Wochen gehen die Recordings los und da freuen wir uns drauf. Es ist ein bisschen vielseitiger auch und wir hoffen, dass es diesen Sommer noch rauskommt und wir dann damit wieder auf Tour gehen können. Langfristige Ziele haben wir eigentlich gar nicht. Wir wollen den Weg, den wir jetzt eingeschlagen haben, weiter verfolgen.
Darf ich fragen, was ihr sonst alle beruflich macht?
Ja, darfst du. Also ich (Paul) bin Sozialarbeiter und arbeite mit straffälligen Jugendlichen. Dann sind zwei von uns Schreiner und wir haben noch zwei Tastaturhengste in unserer Band, die ihre Brötchen mit Informatik verdienen.
Was wären eure Traum-Festivals oder welche Bands würdet ihr gerne supporten?
Da haben wir ganz unterschiedliche Einflüsse. Festivals… da haben sich schon einige Träume erfüllt. Das war für uns eindeutig das „Keep It True Festival“, „Metal Assault Festival“ oder „Hells Pleasure“. Also wir haben schon richtig geile Dinger gehabt und da sind wir sehr froh und dankbar. Interessant wäre das „Muskelrock“ in Schweden und es entwickelt sich gerade in Amerika wieder so ein bisschen die Old school-Underground-Szene, die ein paar schöne Festivals aus dem Boden gestampft hat. Toll wäre Support von KING DIAMOND und SAVATAGE. Ein Traum erfüllt sich dieses Jahr witzigerweise und zwar, dass wir mit SLAYER zusammen spielen und das wird dieses Jahr auf dem „Bang Your Head“ endlich wahr. Ja, Amerika wäre geil, auf dem Kontinent waren wir noch nicht. Wir würden gerne das „Metal Cruise“ machen – das Kreuzfahrtschiff – und vielleicht zieht es uns nach Skandinavien, das wäre geil.
Wo finden euch die Fans im Netz? Seid ihr selbst dafür zuständig oder macht das bei euch ein Webmaster?
Die Plattform über die wir uns darstellen ist ganz klar Facebook, damit hat´s bei uns angefangen – mit den ersten Tracks, die sich dann ganz schnell verbreitet haben. Die Website, die wir haben, ist zwar zu finden, aber da stehen nur eine Auflistung von unseren Tour-Daten, unseren Gigs und eine Weiterleitung zu Facebook, wo man dann auch unseren Shop findet. Das machen wir alles selbst und wenn man da hin schreibt, dann kommt das auch tatsächlich bei uns an und nicht bei irgendjemandem, der das für uns verwaltet.
Noch bitte einen Satz, eine Message, die entweder STALLION beschreibt oder als Botschaft von jedem von euch für die Fans da draußen ist.
„Heavy Metal der Neuzeit.“ „Einfach weitermachen wie früher, nur heute.“ „Früher haben wir das anders gemacht: schneller!“ „Bleibt ihr selbst und habt Spaß.“ „Nicht die AfD wählen!“
Vielen Dank für das schöne Interview. Wir wünschen der Band weiterhin viel Erfolg und alles Gute.
Ja, dir auch vielen Dank. Hat echt Spaß gemacht.
© Petra M. Jansen
www.tool4spirit.de
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