SATT STATT STARK

SATT STATT STARK Sozialkritik & Dekadenztexte

Sozial- und gesellschaftskritische Essays, eine zeitkritische Auseinandersetzung mit dem Appell an Reaktivierung von Herz und Verstand. I ...

ANGELA MERKEL


Petra M. Jansen: “Angela Merkel”

Petra M. Jansen „People“ Gesellschaft & Leute
Fragen an Petra, Thema „Angela Merkel“

Wie empfindest du persönlich Frau Merkel? Als Frau? Als Politikerin?
Als Frau finde ich Angela Merkel ziemlich langweilig – gepflegt zwar und sie hat ihren Stil gefunden – doch ist er sehr konservativ. Als Politikerin genießt Angela Merkel – nach einer Umfrage von Januar 2012 – das größte Vertrauen der Bundesbürger, ihr bester Stand seit November 2011, obwohl sie derzeit arg Federn lassen muss. Merkel ist in der CDU alternativlos, ihre Macht ist uneingeschränkt, sie zieht cool ihre Strippen und Bahnen. Mit Angela Merkel könnte die Partei eventuell 2013 nochmals den Sieg davon tragen und sich in eine große Koalition retten, doch die CDU ist eine verkümmerte Partei, arm an Talenten und Perspektiven, sie ist tot und lebt eigentlich nur noch für Angela Merkel. Und sie muss sich vor Hannelore Kraft in Acht nehmen, vor allem nach dem jüngsten Wahlfiasko in Nordrhein-Westfalen.

Soll sie Stärke zeigen, wenn es in Europa um das Sparen geht oder eher konzilianter sein?
Sparsam zu sein, ist absolut notwendig! Nehmen wir den frisch gewählten Präsidenten Hollande und die französische Regierung: bei der ersten Kabinettssitzung wurde eine Gehaltskürzung um 30% beschlossen, während sich die Bundesregierung in Berlin ständig die Gehälter erhöht, derzeit steigen die Bezüge um 5,7%. Sparsamkeit also zuallererst einmal in den eigenen Reihen, das finde ich notwendig! Die Kanzlerin muss jetzt auf jeden Fall mehr Stärke zeigen, die Machtbasis der CDU verliert an Kraft. Folgt man Röttgen, so hat sich eine Mehrheit gegen die Europapolitik Merkels entschieden und die Kanzlerin muss nun eine klare Entscheidung treffen. Eine Entscheidung für ihre Person und ihre Politik in der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise.
 
Trägt die Kanzlerin eine Schuld an der Misere Griechenlands?

Nein, die Misere Griechenlands ist nicht Schuld der Kanzlerin, sondern beruht auf der Eigenverschuldung des Landes, deren Misswirtschaft, Kreditaufnahmen, die nicht zurückbezahlt werden konnten, eine hohe Staatsverschuldung, schlechte Finanzverwaltung, Steuerhinterziehung, fehlende Industrie, Korruption, Schwarzgelder. Vertrauen ist das allerhöchste Gut im Kapitalismus.
Ein Land ist dann pleite, wenn es keinen Kredit mehr bekommt und das passiert, wenn das Vertrauen in die Rückzahlung angeknackst ist. Sie ist ja auch nicht Schuld am desolaten Zustand Spaniens, am Zustand Portugals, Irlands. Ihr Rettungspaket nützt allerdings nichts, das Vertrauen in die europäische Währungsunion ist verspielt.

Berücksichtigt Frau Merkel die Belange der Ärmeren?

Eine ganze Generation ist durch die anhaltende Eurokrise bedroht, jeder Fünfte im Alter zwischen 15 und 24 findet keine Arbeit, die Jugendarbeitslosigkeit ist doppelt so hoch wie bei anderen Altersgruppen. Die internationale Arbeitsorganisation macht Frau Merkels Sparpolitik für die soziale, angespannte Lage verantwortlich. Für ein Kind eines Ganztagesplatz zu bekommen (eventuell sogar mit Mittagessen) ist fast wie Krieg, arbeiten bis zum 69. Lebensjahr Körperverletzung – ebenso wie Verleihfirmen, die schlichtweg unterbezahlen.
Von sozialem Wohlstand kann hier nicht die Rede sein, stattdessen fahren die LKW´s heimlich Geld nach Griechenland.

Was ist christlich an ihrer Politik?
Ich finde nichts christliches an Merkels Politik, Pierre. Sie hat sich zwar bemüht, in den letzten Jahren etwas deutlicher „christlich“ zu sein, aber im Kanzlerbüro hängt kein Kreuz an der Wand und sie betonte stets, dass ihr Glaube nicht an die Öffentlichkeit gehöre, ihre Privatsache sei. Sie ist Pfarrerstochter, nicht wahr? Gauck fordert ja mehr Christen in der Politik, das klingt sympathisch und er sagt: „ohne Christen sähe dieses Land in Politik und Gesellschaft anders aus.“ Angela Merkel sprach am Katholikentag in Mannheim davon, dass im Mittelpunkt ihrer Politik der Mensch stehe und dass das Fundament der CDU ein christliches Menschenbild sei. Am Ende müsse man sich vor Gott verantworten.“ Nun, ich hoffe, er schaut genau zu, was da passiert…

Soll Deutschland eine Führungsrolle einnehmen oder eher diskreter sich verhalten?

Nun, Deutschland ist eine starke Wirtschaftsmacht und spielt eine Führungsrolle.
Deutschland leistet als internationales Land an der Seite seiner Bündnispartner wichtige Beiträge zur Wahrung der Weltsicherheit. Sicherheit liegt nicht nur im nationalen Bereich, sondern im internationalen. Die Auslandseinsätze der Bundeswehr sind ein Teil dessen. Die Beziehungen der Staaten und der Gesellschaft unter- und zueinander verlangen eine Mitarbeit und klare Strukturen, neue Bündnisse und Märkte verlangen neue Aufmerksamkeiten. Und Deutschland spielt dabei eine wichtige Rolle.

Hat die Geschichte noch eine Bedeutung, wenn es um das Image Deutschlands geht?
Selbstverständlich spielt Deutschland eine große Rolle in der Geschichte, schließlich sind wir eine Wirtschaftsmacht. „Gemessen am nominalen Bruttoinlandsprodukt ist Deutschland die größte Volkswirtschaft Europas und viertgrößte der Welt. Im Jahr 2010 war es die drittgrößte Export- und Importnation. Der Human Development Index zählt Deutschland zu den sehr hoch entwickelten Staaten.“ (Quelle: Wikipedia).
Die USA und Deutschland sind Schlüsselstaaten in der transatlantischen Wertegemeinschaft, die USA der wichtigste Bündnispartner in der Außenpolitik. Die christlich-demokratische Regierung steht in dieser Verpflichtung.

Wie hast du den Rausschmiss von Herrn Röttgen empfunden?
Der Absturz Röttgens suchte in seiner Geschwindigkeit seinesgleichen. Merkels einstiger Musterschüler wurde in weniger als zwei Minuten gründlich abserviert. Das hat es in der Regierungszeit bisher so noch nicht gegeben und ist ein dramatischer, ungewöhnlicher Schritt.
Merkel traute Röttgen die große Aufgabe der Energiewende nicht mehr zu, vielleicht rächte es sich auch, dass Röttgen auf seinem Weg nach oben so manchen Parteifreund vergrätzt hat. Die Kritik an seinem Rauswurf ist groß, Angela Merkel wollte damit Stärke zeigen.

Was ist für dich der Inbegriff von Autorität?

Autorität bedeutet für mich das Ansehen oder die Macht einer Person, durch die sie wiederum Einfluss nimmt auf andere Personen. Die Autorität kann durch Wissen, Leistung oder aufgrund der Ausübung eines Amtes erlangt werden. Sie sollte immer auf die Einflussnahme im positiven Sinn ausgerichtet sein und es beinhaltet für mich ebenso die innere Überlegenheit.
Eine Autorität sollte erhaben sein über Zweifel, schlechte Lebensführung, Skandale, denn sie hat eine Vorbildfunktion.

Wie würdest du dich verhalten, wenn du Kanzlerin wärst?

Niemals wollte und würde ich Kanzlerin werden, dazu müsste mein Interesse, in die Politik einzusteigen, größer sein und ich halte das Amt einer Kanzlerin für eine sehr, sehr schwere und verantwortungsbewusste Aufgabe. Als erstes aber würde ich tatsächlich die Gehälter der Politiker radikal kürzen und genau dort schärfere Sparmaßnahmen ergreifen.
Oberstes Ziel ist, Europa aus der Krise zu befreien, den Weltfrieden zu erhalten und dazu alle notwendigen Schritte zu gehen – zum Wohle des Landes und als ernsthafte Notwendigkeit, um im politischen Weltgeschehen mithalten zu können.
Doch Politik ist nicht mein Interesse und es war für mich schwierig, mit dir dieses Interview zu führen, Pierre. Es ist ein derart komplexes und wichtiges Thema und oftmals fällt es leichter zu kritisieren, als dieses schwierige Amt selbst zu bestreiten. Ich könnte es sicher nicht.
© Petra M. Jansen

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