Petra M. Jansen: “Kreativität”
„People“, Gesellschaft & Leute
Fragen an Petra M. Jansen, Thema „Kreativität“, im Interview mit Pierre Mathias
Kann Kreativität in unserer angepassten Gesellschaft noch entstehen?
Kreativität ist ein schillerndes, schwer zu bestimmendes Phänomen und die Grundlage von Brainstormings in Werbeagenturen wird derzeit grundlegend erneuert. So sollte der Mensch sich nicht in Gruppen sondern im Einzelgängertum befruchten. Was genau kreativ ist und was nicht, hat keine klaren Regeln und wird von der Gesellschaft definiert. Um Kreativität zu schaffen, müssen wir Dinge und Ideen kombinieren, die vordergründig nicht zusammenpassen. Es gibt immer wieder Menschen, die unangepasst denken und kreative Werke schaffen – auch heute noch.
Wenn ja, wie sollte sie sich ausdrücken?
Kreativität bedeutet, Unbekanntes aufzudecken, zu erfassen, miteinander zu kombinieren und Grenzen zu überwinden. In welche Richtung und auf welchem Parkett das erfolgt, spielt keine Rolle. Sie sollte sich entweder schöngeistig oder sinnvoll ausdrücken und fremde Eigenschaften, Bewegungen, Eindrücke neu zusammenwürfeln. Sich mit einem neuen Bewusstsein oder einer Andersartigkeit eine Aussage geben.
Ist Kreativität politisch gewollt?
Die Politik bedient sich gerne der Kreativität, den Innovationen, den Neuerungen. Andersrum steht sie auf dem Prüfstand und am Pranger kreativen Schaffens, bietet Grundlage und Angriffsfläche für kreativen Ausdruck. Kreativität ist freie Kultur und darf niemals politisch beschnitten werden.
Hat das Geld die Kreativität nicht erstickt?
Plácido Domingo verdient einen Haufen Geld und ist deshalb kein schlechterer Tenor. Es gibt Projekte, die benötigen Fördergelder und Sponsoren, z.B. Filmemacher. Geld verdirbt die Kreativität nicht, behaupte ich. Doch ein Mangel an Geld kann sie bremsen. Nehmen wir einen Maler, der kein Geld für Farben und Leinwand hat. Er braucht also einen Förderer oder eine Menge Glück und eben auch finanzielle Einnahmen. Anders kann er seine Kunst nicht umsetzen. Doch gibt es eine Reihe von künstlerischen, kreativen Projekten, die finanziell (auch von der EU) gefördert werden.
Die Revolution kann nur durch die Kreativen durchgeführt werden. Ein Grund, sie zu verdammen?
Da fällt mir die 4. Revolution ein, ein deutscher Dokumentarfilm von Carl A. Fechner, der mehr war, als einfach nur ein Kinohit. Um den Film herum gruppierten sich Aktionsbündnisse und Veranstalter, die ihn bewusst als Werkzeug genutzt haben, um durch Medienaktivismus die Botschaft zu verbreiten, dass erneuerbare Energien für die Gesellschaft wesentlich sinnvoller sind als die nuklear-fossile Versorgung. In diesem Fall ein perfektes Zusammenspiel zwischen Kreativität und revolutionärer Bewegung. Viele kleine Firmen, Privatpersonen, Vereine, Organisationen ermöglichten mit ihrer finanziellen Unterstützung dieses Filmprojekt. Sehr nachahmenswert.
Kinder sind kreativ! Ist das gewollt? Oder soll die Kindheit vernichtet werden?
Was ist das für eine Frage!? Die Kindheit zu vernichten, bedeutet die Menschen zu vernichten, bedeutet das Leben zu vernichten. Kinder sind kreativ und unverfälscht, weil sie ihren Ideen freien Lauf lassen – ohne Ängste, ohne anerzogenen Einschränkungen und Hemmungen. Sie sind unsere Vorbilder!
Lämmer sind in ihrer Blödheit willkommen. Wie stehst du zu den Lämmern?
Ich streichle sie und gebe ihnen ein bisschen Gras zu fressen. Sie können ja eigentlich nichts dafür, dass sie Lämmer sind. Es können nicht alle schlau geboren werden und Führungsqualitäten haben. Sie merken es ja nicht, die Lämmer, weil sie in der Herde Gleichgesinnter sind und wenig im Kopf haben. Nur die Quertreiber, die Böcke, die „Aus-Treter“ sehen, was da passiert und die müssen Verantwortung übernehmen. Außerdem werden Lämmer nicht besonders alt, meistens werden sie früh geschlachtet. Das gibt Hoffnung…
Liegt die Kreativität in den Friedhöfen? Wenn ja, zum welchen Zweck?
Kreativ sind Gedankenansätze, die außerhalb der Norm liegen. Immer mehr Unternehmen setzen auf „Open Space“, das heißt auf bewusst eingebrachte Kreativität seitens ihrer Mitarbeiter. Kreativität ist unbedingte Notwendigkeit für die Entwicklung, Veränderung und Erneuerung der Gesellschaft, das muss klar sein. Wird sie blockiert und begraben, können wir alle einpacken, Pierre. Und wir nehmen uns die Kreativität, wenn wir einer permanenten Reizüberflutung und übermäßigem Konsum ausgesetzt sind. Sie braucht Rückzugsmöglichkeiten und Freiraum zur Entfaltung. Und auch Ruhe.
Wer von Kreativität spricht, meint oft Lethargie. Ist sie auch eine Form der menschlichen Entfaltung?
Nun, es gibt Menschen, die sich – unter dem Deckmäntelchen des Künstlerdaseins und des Kreativlings – auf die faule Haut legen, frei nach dem Motto „ich bin kreativ“ und dann kommt nichts dabei raus. Viele nennen sich auch heutzutage Künstler, obwohl sie weit entfernt sind davon. Kreativ sind viele Menschen, aber diese Kreativität muss auch umgesetzt werden, sonst ist das brachliegendes Kulturgut und das kann ich nicht gelten lassen. Kreativität will raus, hat den Anspruch ein Ventil zu finden, sich zu zeigen. Das wird auch jeder ernsthaft kreative Mensch tun wollen – mit seiner Kunst etwas zu bewegen und ausdrücken zu wollen. Ernsthaft betrieben, innerlich getrieben und abseits der normalen Bahnen.
Mainstream hat die Kreativität gekillt, deshalb ist das den Politikern so genehm, oder?
Politiker fördern Kreativität so lange, bis sie Zielscheibe dessen werden oder geworden sind. Ich habe manchmal den Eindruck, wir werden manipuliert und zudem bewusst durch Medien gesteuert. Wie kleine Marionetten, die von den verantwortlichen Politikern hin und her gezogen werden, auf und ab. Mit mainstream stellt man das Volk dumm – sie haben ja „Unterhaltung“ und der Mensch neigt zur Bequemlichkeit. Das ist eine feine Grundlage für wirtschaftliche Interessen, für machthungrige Ausbeuter, für kommerzielle Zwecke. Umso wichtiger, dass die Kreativität über´s Maß hinausschießt und einen Gegenpol setzt. Je offensiver, je kreativer, umso besser.
Ein feiner Film: die Marionetten werden lebendig, sie bekommen ein selbständig denkendes Hirn und zerren ihre „Spieler“ runter auf die Bühne, wo sie die Hosen runterlassen müssen. Das ist ein schöner Film, der sich hier gerade in meinem Kopf abspielt – fast eine zu gute Idee für einen Roman.
Einen Roman, der leider unsere Realität ist und in der sich Kreativität in allen Bereichen Freiheit, Ausdruck und Gehör verschaffen muss.
© Petra M. Jansen
Fragen an Petra M. Jansen, Thema „Kreativität“, im Interview mit Pierre Mathias
Kann Kreativität in unserer angepassten Gesellschaft noch entstehen?
Kreativität ist ein schillerndes, schwer zu bestimmendes Phänomen und die Grundlage von Brainstormings in Werbeagenturen wird derzeit grundlegend erneuert. So sollte der Mensch sich nicht in Gruppen sondern im Einzelgängertum befruchten. Was genau kreativ ist und was nicht, hat keine klaren Regeln und wird von der Gesellschaft definiert. Um Kreativität zu schaffen, müssen wir Dinge und Ideen kombinieren, die vordergründig nicht zusammenpassen. Es gibt immer wieder Menschen, die unangepasst denken und kreative Werke schaffen – auch heute noch.
Wenn ja, wie sollte sie sich ausdrücken?
Kreativität bedeutet, Unbekanntes aufzudecken, zu erfassen, miteinander zu kombinieren und Grenzen zu überwinden. In welche Richtung und auf welchem Parkett das erfolgt, spielt keine Rolle. Sie sollte sich entweder schöngeistig oder sinnvoll ausdrücken und fremde Eigenschaften, Bewegungen, Eindrücke neu zusammenwürfeln. Sich mit einem neuen Bewusstsein oder einer Andersartigkeit eine Aussage geben.
Ist Kreativität politisch gewollt?
Die Politik bedient sich gerne der Kreativität, den Innovationen, den Neuerungen. Andersrum steht sie auf dem Prüfstand und am Pranger kreativen Schaffens, bietet Grundlage und Angriffsfläche für kreativen Ausdruck. Kreativität ist freie Kultur und darf niemals politisch beschnitten werden.
Hat das Geld die Kreativität nicht erstickt?
Plácido Domingo verdient einen Haufen Geld und ist deshalb kein schlechterer Tenor. Es gibt Projekte, die benötigen Fördergelder und Sponsoren, z.B. Filmemacher. Geld verdirbt die Kreativität nicht, behaupte ich. Doch ein Mangel an Geld kann sie bremsen. Nehmen wir einen Maler, der kein Geld für Farben und Leinwand hat. Er braucht also einen Förderer oder eine Menge Glück und eben auch finanzielle Einnahmen. Anders kann er seine Kunst nicht umsetzen. Doch gibt es eine Reihe von künstlerischen, kreativen Projekten, die finanziell (auch von der EU) gefördert werden.
Die Revolution kann nur durch die Kreativen durchgeführt werden. Ein Grund, sie zu verdammen?
Da fällt mir die 4. Revolution ein, ein deutscher Dokumentarfilm von Carl A. Fechner, der mehr war, als einfach nur ein Kinohit. Um den Film herum gruppierten sich Aktionsbündnisse und Veranstalter, die ihn bewusst als Werkzeug genutzt haben, um durch Medienaktivismus die Botschaft zu verbreiten, dass erneuerbare Energien für die Gesellschaft wesentlich sinnvoller sind als die nuklear-fossile Versorgung. In diesem Fall ein perfektes Zusammenspiel zwischen Kreativität und revolutionärer Bewegung. Viele kleine Firmen, Privatpersonen, Vereine, Organisationen ermöglichten mit ihrer finanziellen Unterstützung dieses Filmprojekt. Sehr nachahmenswert.
Kinder sind kreativ! Ist das gewollt? Oder soll die Kindheit vernichtet werden?
Was ist das für eine Frage!? Die Kindheit zu vernichten, bedeutet die Menschen zu vernichten, bedeutet das Leben zu vernichten. Kinder sind kreativ und unverfälscht, weil sie ihren Ideen freien Lauf lassen – ohne Ängste, ohne anerzogenen Einschränkungen und Hemmungen. Sie sind unsere Vorbilder!
Lämmer sind in ihrer Blödheit willkommen. Wie stehst du zu den Lämmern?
Ich streichle sie und gebe ihnen ein bisschen Gras zu fressen. Sie können ja eigentlich nichts dafür, dass sie Lämmer sind. Es können nicht alle schlau geboren werden und Führungsqualitäten haben. Sie merken es ja nicht, die Lämmer, weil sie in der Herde Gleichgesinnter sind und wenig im Kopf haben. Nur die Quertreiber, die Böcke, die „Aus-Treter“ sehen, was da passiert und die müssen Verantwortung übernehmen. Außerdem werden Lämmer nicht besonders alt, meistens werden sie früh geschlachtet. Das gibt Hoffnung…
Liegt die Kreativität in den Friedhöfen? Wenn ja, zum welchen Zweck?
Kreativ sind Gedankenansätze, die außerhalb der Norm liegen. Immer mehr Unternehmen setzen auf „Open Space“, das heißt auf bewusst eingebrachte Kreativität seitens ihrer Mitarbeiter. Kreativität ist unbedingte Notwendigkeit für die Entwicklung, Veränderung und Erneuerung der Gesellschaft, das muss klar sein. Wird sie blockiert und begraben, können wir alle einpacken, Pierre. Und wir nehmen uns die Kreativität, wenn wir einer permanenten Reizüberflutung und übermäßigem Konsum ausgesetzt sind. Sie braucht Rückzugsmöglichkeiten und Freiraum zur Entfaltung. Und auch Ruhe.
Wer von Kreativität spricht, meint oft Lethargie. Ist sie auch eine Form der menschlichen Entfaltung?
Nun, es gibt Menschen, die sich – unter dem Deckmäntelchen des Künstlerdaseins und des Kreativlings – auf die faule Haut legen, frei nach dem Motto „ich bin kreativ“ und dann kommt nichts dabei raus. Viele nennen sich auch heutzutage Künstler, obwohl sie weit entfernt sind davon. Kreativ sind viele Menschen, aber diese Kreativität muss auch umgesetzt werden, sonst ist das brachliegendes Kulturgut und das kann ich nicht gelten lassen. Kreativität will raus, hat den Anspruch ein Ventil zu finden, sich zu zeigen. Das wird auch jeder ernsthaft kreative Mensch tun wollen – mit seiner Kunst etwas zu bewegen und ausdrücken zu wollen. Ernsthaft betrieben, innerlich getrieben und abseits der normalen Bahnen.
Mainstream hat die Kreativität gekillt, deshalb ist das den Politikern so genehm, oder?
Politiker fördern Kreativität so lange, bis sie Zielscheibe dessen werden oder geworden sind. Ich habe manchmal den Eindruck, wir werden manipuliert und zudem bewusst durch Medien gesteuert. Wie kleine Marionetten, die von den verantwortlichen Politikern hin und her gezogen werden, auf und ab. Mit mainstream stellt man das Volk dumm – sie haben ja „Unterhaltung“ und der Mensch neigt zur Bequemlichkeit. Das ist eine feine Grundlage für wirtschaftliche Interessen, für machthungrige Ausbeuter, für kommerzielle Zwecke. Umso wichtiger, dass die Kreativität über´s Maß hinausschießt und einen Gegenpol setzt. Je offensiver, je kreativer, umso besser.
Ein feiner Film: die Marionetten werden lebendig, sie bekommen ein selbständig denkendes Hirn und zerren ihre „Spieler“ runter auf die Bühne, wo sie die Hosen runterlassen müssen. Das ist ein schöner Film, der sich hier gerade in meinem Kopf abspielt – fast eine zu gute Idee für einen Roman.
Einen Roman, der leider unsere Realität ist und in der sich Kreativität in allen Bereichen Freiheit, Ausdruck und Gehör verschaffen muss.
© Petra M. Jansen
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