SATT STATT STARK

SATT STATT STARK Sozialkritik & Dekadenztexte

Sozial- und gesellschaftskritische Essays, eine zeitkritische Auseinandersetzung mit dem Appell an Reaktivierung von Herz und Verstand. I ...

MONARCHIE


Petra M. Jansen: Monarchie

Petra M. Jansen Gesellschaft & Leute (people)
Petra M. Jansen im Interview mit Pierre Mathias

Wenn du die Queen mit ihren schrecklichen Hüten siehst, was empfindest du?
Frag mich lieber, was ich empfinden würde, wenn ich die Queen plötzlich ohne Hut sehen würde. Sie sind ihr Markenzeichen und nicht nur die königlichen Hutmacher freuen sich an ihrem Faible. Ihre Hüte haben Tradition und ganz ehrlich ? Ich finde sie witzig. Immer auf ihre Kostüme und den Gesamtauftritt abgestimmt und w a s für abenteuerliche Konstruktionen ab und an. Die Hutmacher aus Sachsen sind sicher gesprungen, als Elizabeth II. u.a. sie beauftragte.
Doch, ich mag die Queen mitsamt ihren Hut-Kreationen, die passen zu ihr. Es darf nur kein Sturm kommen…


Bedeutet Monarchie Stabilität?
Ich denke, in Großbritannien ist die (konstitutionelle)Monarchie fest verankert und die Königin hat einen hohen Stellenwert. Sie ist eine kluge Frau, die hinter den Kulissen agiert, sich unparteiisch verhalten muss. Die Niederlande sind stolz auf ihr Königshaus, die Spanier sind es, die Briten sind es und ich glaube, insgeheim hätten wir auch nichts dagegen, vorausgesetzt die Monarchen halten sich aus der aktuellen Politik raus und geben der Demokratie und dem Rechtsstaat Raum. Und kosten nichts.

Lohnt sich überhaupt den ganzen Aufwand um die Monarchie?

Queen Elisabeth II. ist eine Integrations- und Symbolmacht und eine parlamentarische Monarchin. Der Aufwand lohnt sich mit Sicherheit für die Monarchenfamilie, denn bei ihnen klingelt die Kasse. Die englische Monarchie sitzt mit ihrer Königin heute fester im Sattel denn je, zeigte sich das Königshaus flexibel und reformwillig. Politische Macht wurde getauscht in symbolische, repräsentative Aufgaben und die Monarchie hat eine tatsächlich nicht zu unterschätzende Bedeutung.

Ist Monarchie nur Nostalgie?


Die Legitimation der Monarchie beruht auf traditionellen, theologischen Begründungen, die heute nicht mehr aktuell sind. Aber Nostalgie versprüht einen Hauch Märchen, die wir lieben. Das ist unschwer an den weltweiten Begeisterungsstürmen zu erkennen, wo immer Könige und Königinnen auftauchen. Und wir schwelgen mit, in einem Duft der alten Geschichte, die wir nicht aufgeben wollen. Ich beziehe dies hier speziell auf die britische Monarchie.

Ist die Monarchie ein Anachronismus?

Ich sage ja. Es gibt keinen vernünftigen Grund für eine doppelte Exekutive in einem demokratischen Staat und sie ist auch nicht vereinbar mit dessen demokratischen, modernen Grundlagen. Die reale Funktion der Monarchie ist eine traditionelle, konservative. Erbliche Privilegien oder Rechte sind davon eigentlich ausgeschlossen.

Wäre ohne Monarchie die Yellow Press out?

Die Yellow Press lebt ja, Gott sei Dank, nicht ausschließlich von der Queen of England, ihrem edelblütigem Familienclan und den verbliebenen Monarchen unserer Erde. Es gibt noch genügend VIP´s, die diese Blättchen füllen würden. Und so, wie ich die Redakteure der Yellow Press einschätze, orientieren die sich sicher ganz schnell woanders hin, wenn nötig.
Ich muss jetzt auch gerade an die Karikaturisten denken, für die das britische Königshaus und Queen Elisabeth II. ein herrliches Revier ist. Das würde mir schon fehlen, hat aber nichts mit der Yellow Press zu tun, denn da steht so was gar nicht drin.
Wen ziehst du vor: ein Präsident oder eine Queen?

Nun, die Queen ist ein „harmloser“ Monarch ohne Macht und kein gewählter Staatspräsident. Sie ist auf Lebzeiten im Amt und darf nicht abgewählt oder abgesetzt werden. Insofern d a r f ein Monarch keine Macht haben und nur noch eine repräsentative Funktionen besitzen.
Wenn das Amt des Präsidenten nicht mit dem Amt des Regierungschefs zusammenfällt, sind sie im Ausland eher unbekannt. Die Queen wird im Ausland jubelnd hofiert und unsere Präsidenten müssen sich mit dem Standardprogramm zufrieden geben. Beim Besuch von Elizabeth II. stehen die Zeitungen voll von ihrem Besuch, die Visite der Präsidenten scheint dagegen fast wie eine Notiz. Wenn ich aber nur die Wahl zwischen den beiden Ämtern hätte, wäre ich Queen, das erscheint mir einfacher und wirtschaftlicher. Und ehrlich gesagt, ich verbeuge mich vor ihr, wie sie ihre persönlichen Interessen aufgrund ihrer Funktion zurückstellt, was sicher nicht immer leicht ist.

Ist der dynastischer Gedanke noch vertretbar?


Ich denke, diese Frage stellen sich auch die Briten und können sich dennoch nicht vorstellen ohne ihre „Royals“ zu sein. Die Dynastie und die erbliche Thronfolge und daraus resultierend hier das britische Königshaus mit Queen Elisabeth II. als Königin von Gottes Gnaden, ist eine touristische Attraktion, Stabilität und Tradition. Gegner dessen werden es anders sehen.
Brauchen tue ich sie sicher nicht, aber ein Großbritannien ohne sie wäre derzeit undenkbar.
Sollten die Engländer die Monarchie abschaffen?

Die Monarchin besitzt einen hohen symbolischen Stellenwert, „God save the Queen“ ist die britische Nationalhymne und Treueide werden auf sie und nicht auf das Parlament abgelegt. Die Queen ist nicht nur Monarchin des britischen Königreiches sondern von 15 weiteren Commonwealth Staaten und Oberhaupt der anglikanischen Kirche. Das Parlament finanziert übrigens alle Ausgaben des britischen Königshauses und wenn ich mir so die Schätzungen des Vermögens der Königsfamilie anschaue, sage ich ja. Ein eindeutiges Ja, denn ich finde, die Gelder könnten auf der Welt besser und sinnvoller verteilt werden als für Repräsentanz- und Traditionszwecke.

Wenn du Königin wärst, wie würdest du dich verhalten?

Eine schöne Frage, Pierre… ich möchte keine Königin sein. Damit würde ich meiner Freiheit, mich frei und alleine bewegen zu dürfen, beraubt, ich kann nicht mehr sagen, was ich will und das kann niemand, nichts und kein Amt der Welt wieder gut machen. Wäre ich in eine Dynastie hineingeboren, mag das anders aussehen. Wäre ich aber genauso wie ich bin, würde ich mich schnellstmöglich verkrümeln – in ein Eckchen der Welt, an dem ich genauso leben kann, wie ich es mag.
© Petra M. Jansen

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