SATT STATT STARK

SATT STATT STARK Sozialkritik & Dekadenztexte

Sozial- und gesellschaftskritische Essays, eine zeitkritische Auseinandersetzung mit dem Appell an Reaktivierung von Herz und Verstand. I ...

Dienstag, 19. Juni 2018

COLOS-SAAL ASCHAFFENBURG

April 4, 2013 by tool4spirit & Petra M. Jansen

Ein musikalisches Kulturgut in Aschaffenburg – autonom und lebendig 1984 durch die Brüder Günther und Claus Berninger als konzeptionelle Umsetzung einer Live-Musikkneipe und Gastronomie ins Leben gerufen. Der Colos-Saal (Berninger Musik und Gastronomie GmbH) ist einer der Nominierten des PRG LEA in der Kategorie „Club des Jahres“, eine Auszeichnung von der Initiative Musik, eine Einrichtung des Bundes zur Förderung der Musikwirtschaft. Mehr als verdient, wie ich finde.
Die Philosophie des Colos-Saal: „Wir bringen hochklassige Geschichten und Unterhaltung. Kunst und Unterhaltung sind bei uns gleichberechtigt, es gibt keinen Unterschied zwischen High Quality und Pop und Kommerz", so Claus Berninger in einem Interview. Eine Besonderheit des Clubs ist der „Real Music Lovers- Button“, ein Gütesiegel, bei dem Konzertbesucher nach dem dritten Stück den Saal verlassen und ihr Eintrittsgeld zurück verlangen können, sollten sie keinen Gefallen an der Performance finden. Grund dafür ist der Gedanke, hier musikalisch ein mehr als phantasievolles, künstlerisch ausgereiftes Konzerterlebnis zu empfehlen und somit Klangerlebnisse – auch abseits des Gewohnten – und dazu im Bereich Pop, Rock, Jazz hochkulturelle Leistungen zu präsentieren.
Claus Berninger war immer auf der Suche nach qualitativ hochwertigen Künstlern und steht hinter der Vielfalt einer offerierten Genres. „Musicians, musicians“ ist meine Welt, ich mag Grenzgänger-Geschichten und Musik, die sich weiter entwickelt“, sagt er. „Im Kommerz gibt es eine Vielzahl von großartigen Live-Qualitäten und wir sprechen ein altersloses Publikum an. Die Leute, die zu uns kommen, sind zwischen 14 und 80.“
Mit „junge Konzertbesucher“ gibt es beim Colos-Saal eine Besonderheit zum Thema Jugendschutz. Seit drei Jahren dürfen Jugendliche ab 14 Jahren Konzerte im Colos-Saal bis 22.00 Uhr – ohne Begleitung – besuchen. Die Jugendgremien des Stadtrates gaben ihre Zustimmung für diese Sondergenehmigung, die bisher bis März 2013 ausgesprochen wurde.
Auf die Frage, inwieweit der Colos-Saal städtische Subventionierungen oder sonstige Fördergelder erhält, sagt Berninger: „Träger des Colos-Saals sind wir selbst – ich, also die Berninger Musik und Gastronomie GmbH. Wir erhalten keine Zuschüsse. Das unterscheidet uns von anderen Clubs im Rhein-Main-Gebiet.“ Und gibt ihm die Möglichkeit eines kulturellen Mitspracherechtes, das Recht, die Dinge zu hinterfragen – eine gute Position.
Der Colos-Saal Aschaffenburg ist ein autonomer Ort der Kunst und Kultur. Live-Clubs sind eine Bühne für eine Vielfalt dessen und wenn man sieht, wer in diesen 28 Jahren dort aufgetreten ist, hat keinen Zweifel daran.
„Wenn du in einer kleinen Stadt wie Aschaffenburg so viel machst, bist du selbst ein kulturelles Thema“, sagt Berninger. Das breit gefächerte Musikangebot des Clubs ist einerseits marktorientiert, andererseits musikorientiert und wird recht exotisch durch zwei – unabhängig voneinander arbeitende – Booker garantiert. „Zwei Leute buchen aus zwei völlig verschiedenen Perspektiven, ohne sich vorher abzusprechen. Das gibt eine interessante Auswahl“, so Claus. Es hat sich bewährt, dieses Konzept – bis heute.
Bei so viel Lob, nun der Haken, den ich nicht verschweigen werde. Mein Pressezugang zum Colos-Saal wurde – trotz telefonischer Vorankündigung und dem Interview mit Claus Berninger – bereits am Eingang erschwert, was bei so viel Professionalität nicht hätte passieren dürfen, zumal im Vorfeld um Akkreditierung gebeten wurde. Gut, wenn man erst mal die Klappe hält, für wen man in vergangenen Zeiten schon geschrieben hat und als unbescholtenes Blatt mit einer neuen Rubrik eines Online-Magazins startet. So lernt „Frau“, dass der Chef ein wirklicher Profi ist, der seine Arbeit mehr als versteht, die Mitarbeiter aber wirklich noch ein Gespür dafür entwickeln müssen, dass Kultur und Kunst stets eine Öffentlichkeit braucht und eben Menschen, die darüber berichten.


© Petra M. Jansen

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