SATT STATT STARK

SATT STATT STARK Sozialkritik & Dekadenztexte

Sozial- und gesellschaftskritische Essays, eine zeitkritische Auseinandersetzung mit dem Appell an Reaktivierung von Herz und Verstand. I ...

Montag, 30. Juli 2018

Musikmesse Frankfurt 2015 + Pro Light + Sound 2015

Musikmesse Frankfurt 2015 + Pro Light + Sound 2015
Ein Bericht von Petra M. Jansen.

Die Messe Frankfurt ist mit rund 550 Millionen Euro Umsatz und mehr als 2.200 Mitarbeitern eines der weltweit führenden Messeunternehmen. Am Samstagabend schlossen die internationalen Branchenmessen „Musikmesse 2015“ und „Pro Light + Sound“ nach vier Tagen ihre Pforten. Die Messeleitung gibt sich abschließend offiziell sehr zufrieden und sieht erneut ein sehr positives Messeergebnis. Mehr als 108.000 Besucher aus mehr als 146 Ländern kamen nach Frankfurt, um sich einen aktuellen Überblick über die Musikinstrumente-/ Equipment-Markt zu verschaffen und die begleitenden Events zu besuchen. 2.257 Aussteller präsentierten ein High Level an Internationalität, Produktneuheiten und speziell die „Business Ära“ zeigte sich zufrieden mit der abgewickelten Auftragslage zwischen Herstellern, Fachhändlern und Distributionspartnern. Fachbesucher, Berufs- und Studiomusiker, die sehr gezielt auf die Stände der Firmen zugehen und exakt wissen, was sie wollen, hatten – nach meiner Umfrage – leider nicht das Gefühl, dass s i e als Musiker im Mittelpunkt des Geschehens stehen sondern der Markt, vielmehr die Musikindustrie selbst. Es ginge nicht mehr um den Musiker, sagen sie, es ginge um Geschäfte, um Abverkauf, Produkte und eben die Industrie. Mehr Kommerz statt Individualität und Beratung, dabei müssten eigentlich s i e die Zielgruppe sein. Die Hersteller dürften nicht vergessen, dass sie Produkte, Instrumente und Zubehör für Musiker bauen und sehr von ihnen als Zielpersonen abhängig sind. Fender hat erstmals der Messe Frankfurt den Rücken gekehrt und nicht ausgestellt. Das Unternehmen setzt zukünftig mehr auf die Online-Distribution – in meinen Augen kein überzeugender Weg. Musiker wollen die Instrumente ausprobieren, fühlen, sehen und sie in der Hand halten. Ein Distributionsweg wären hierbei die Fachhändler und Musikgeschäfte, die das anbieten. Online-Geschäfte tragen dazu bei, dass sie verschwinden werden – gerade in dem Markt der Musikinstrumente/-Equipment unvorstellbar. Wie oben schon erwähnt, geht es um Märkte und die Industrie, darüber tröstet auch das breite Angebot an hochwertigem und teils extravagantem Design (das sich kaum ein mir bekannter Musiker leisten kann) der Instrumente nicht. Ich appelliere genau daran: es sind die Musiker, für die die Musikmesse geschaffen wurde und es sind letztendlich auch die Musiker, die Endabnehmer der Produkte sind! Wenn diese sich verarscht fühlen, kann die Industrie nicht punkten. Und auch die Messe nicht.

Das Rahmenprogramm sieht die Musikmesse als exzellent, ausgewogen und selektiert. Für mich fehlten die wirklichen Stars, die in den Jahren zuvor „on Stage“ waren, es fehlten die geilen Performances, die musikinteressierte Besucher anlocken und den VIP-Charakter unterstreichen. Bis auf einige Ausnahmen im Bereich Rock-/Klassikmusik, waren eher wenig bedeutende und bekannte Musiker in das Rahmenprogramm auf der Agora-Stage und den anderen Bühnen eingebunden. Zu den großen Namen zählten 2015 Star-Pianist Lang Lang, Black-Sabbath-Gitarrist Tony Iommi, Schlagersänger Guildo Horn, die Pop-Rock-Durchstarter Luxuslärm oder die Mitglieder der Band Donots. Mein persönliches Highlight war „Fender Stratking of Europe“ Thomas Blug und äußerst interessant präsentiert und umgesetzt wurde die Foto-Ausstellung „In the Eye of the Rock’n’Roll Hurricane“ von Ausnahmefotograf Neal Preston, der die Besucher in 45 Jahre Rockgeschichte eintauchen ließ. Drinnen wie draußen überlappten und übertönten sich die Sounds derart und verschwammen letztendlich in einem akustischen Brei. Teure Soundkabinen Mangelware, Unterhaltung zwecklos. Wahrscheinlich ein Grund für die Neukonzeptionierung 2016 in Form einer exquisiten „Business-Hall“. Das Event-Business boomt und so zeigte sich die Pro Light + Sound 2015 ebenfalls äußerst zufrieden. Sehr gute Besucherzahlen und ein hochkarätiges Konferenzprogramm. Die wachsende Pro Light + Sound 2015 bestätigt ihre Stellung als internationale Leitveranstaltung der Veranstaltungstechnik- und Entertainment-Branche und auch der Verband für Medien- und Veranstaltungstechnik (VPLT) zieht eine sehr positive Abschluss-Bilanz.
Die Messe Frankfurt stellt für 2016 ein neues Konzept für beide Messen vor und richtet beide Veranstaltungen ab 2016 noch stärker auf die Bedürfnisse der Musikinstrumenten- und Entertainmentindustrie aus. Um die Endverbraucher-Ansprache zu stärken und den Fokus auf Fachbesucher zu konzentrieren (so die Messe Frankfurt), werden die Tage ebenso geändert wie die Zahl der Publikumstage. Die Musikmesse 2016 wird bereits am Donnerstag beginnen und am Sonntag enden und zukünftig an allen Tagen für das breite Publikum geöffnet werden. Die Pro Light + Sound beginnt bereits am Dienstag und endet am Freitag. Eine neue „Business-Hall“ wird ausschließlich für reine Fachbesucher zugänglich sein. Zudem zieht die Musikmesse Frankfurt in die hinteren Hallen und wird sich auf 95.000 qm im Geländebereich West verlegen, um dort weiterhin eine internationale Markttransparenz zu präsentieren. Der Geschäftsführer der Messe Frankfurt Detlef Braun sagte zu den Neuerungen in einer offiziellen Presseerklärung, dass das Marktumfeld im Bereich Musik schwieriger geworden sei, sich das Freizeitverhalten geändert habe, was auch Auswirkungen auf das Kaufverhalten habe, es sei ein Kaufkraftverlust bemerkbar.

Das Konzept könnte aufgehen, wenn die Musiker auf der noch größten, internationalen Musikmesse als Endabnehmer und Zielgruppe ernst genommen werden und im Fokus stehen, sie nicht z u m Instrument der Musikindustrie gemacht werden sondern vielmehr Instrumente und Business für s i e. Künftige Event-Musiker dürfen nicht als „Affen im Zoo“ – von autogrammgeilen Publikumsbesuchern – begafft werden, die ohnehin meistens nichts kaufen. Überquellende Gänge mit Messe-Tourismus-Privat-Besuchern, die diese Messe eher als Laufsteg betrachten als tatsächlich zu Nachwuchs-Kunden zu werden, könnten dem im Wege stehen. Insofern verstehe ich die tägliche Öffnung der internationalen Frankfurter Musikmesse für das breite Publikum nicht. Das Ganze macht nur Sinn, wenn das Angebot der Hersteller für die Musiker interessant ist und bleibt und sie sich dort ausprobieren dürfen, kompetent beraten werden und nicht wie in einer Zirkusmanage mit Glitzer und Glamour in einer Scheinwelt sitzen, in der sie nicht die Hauptrolle spielen.

© Petra M. Jansen

Foto: Quelle – Messe Frankfurt Exhibition GmbH

http://jansen-marketing.de

Link Musikmesse Frankfurt:

http://musik.messefrankfurt.com/frankfurt/de/besucher/willkommen.html


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