Musikmesse Frankfurt 2015 + Pro Light + Sound 2015
Ein Bericht von Petra M. Jansen.
Die Messe Frankfurt ist mit rund 550 Millionen Euro Umsatz und mehr
als 2.200 Mitarbeitern eines der weltweit führenden Messeunternehmen. Am
Samstagabend schlossen die internationalen Branchenmessen „Musikmesse
2015“ und „Pro Light + Sound“ nach vier Tagen ihre Pforten. Die
Messeleitung gibt sich abschließend offiziell sehr zufrieden und sieht
erneut ein sehr positives Messeergebnis. Mehr als 108.000 Besucher aus
mehr als 146 Ländern kamen nach Frankfurt, um sich einen aktuellen
Überblick über die Musikinstrumente-/ Equipment-Markt zu verschaffen und
die begleitenden Events zu besuchen. 2.257 Aussteller präsentierten ein
High Level an Internationalität, Produktneuheiten und speziell die
„Business Ära“ zeigte sich zufrieden mit der abgewickelten Auftragslage
zwischen Herstellern, Fachhändlern und Distributionspartnern. Fachbesucher, Berufs- und Studiomusiker, die sehr gezielt auf die
Stände der Firmen zugehen und exakt wissen, was sie wollen, hatten –
nach meiner Umfrage – leider nicht das Gefühl, dass s i e als Musiker im
Mittelpunkt des Geschehens stehen sondern der Markt, vielmehr die
Musikindustrie selbst. Es ginge nicht mehr um den Musiker, sagen sie, es
ginge um Geschäfte, um Abverkauf, Produkte und eben die Industrie. Mehr
Kommerz statt Individualität und Beratung, dabei müssten eigentlich s i
e die Zielgruppe sein. Die Hersteller dürften nicht vergessen, dass sie
Produkte, Instrumente und Zubehör für Musiker bauen und sehr von ihnen
als Zielpersonen abhängig sind. Fender hat erstmals der Messe Frankfurt
den Rücken gekehrt und nicht ausgestellt. Das Unternehmen setzt
zukünftig mehr auf die Online-Distribution – in meinen Augen kein
überzeugender Weg. Musiker wollen die Instrumente ausprobieren, fühlen,
sehen und sie in der Hand halten. Ein Distributionsweg wären hierbei die
Fachhändler und Musikgeschäfte, die das anbieten. Online-Geschäfte
tragen dazu bei, dass sie verschwinden werden – gerade in dem Markt der
Musikinstrumente/-Equipment unvorstellbar. Wie oben schon erwähnt, geht
es um Märkte und die Industrie, darüber tröstet auch das breite Angebot
an hochwertigem und teils extravagantem Design (das sich kaum ein mir
bekannter Musiker leisten kann) der Instrumente nicht. Ich appelliere
genau daran: es sind die Musiker, für die die Musikmesse geschaffen
wurde und es sind letztendlich auch die Musiker, die Endabnehmer der
Produkte sind! Wenn diese sich verarscht fühlen, kann die Industrie
nicht punkten. Und auch die Messe nicht.
Das Rahmenprogramm sieht die Musikmesse als exzellent, ausgewogen und
selektiert. Für mich fehlten die wirklichen Stars, die in den Jahren
zuvor „on Stage“ waren, es fehlten die geilen Performances, die
musikinteressierte Besucher anlocken und den VIP-Charakter
unterstreichen. Bis auf einige Ausnahmen im Bereich Rock-/Klassikmusik,
waren eher wenig bedeutende und bekannte Musiker in das Rahmenprogramm
auf der Agora-Stage und den anderen Bühnen eingebunden. Zu den großen
Namen zählten 2015 Star-Pianist Lang Lang, Black-Sabbath-Gitarrist Tony
Iommi, Schlagersänger Guildo Horn, die Pop-Rock-Durchstarter Luxuslärm
oder die Mitglieder der Band Donots. Mein persönliches Highlight war
„Fender Stratking of Europe“ Thomas Blug und äußerst interessant
präsentiert und umgesetzt wurde die Foto-Ausstellung „In the Eye of the
Rock’n’Roll Hurricane“ von Ausnahmefotograf Neal Preston, der die
Besucher in 45 Jahre Rockgeschichte eintauchen ließ. Drinnen wie draußen überlappten und übertönten sich die Sounds derart
und verschwammen letztendlich in einem akustischen Brei. Teure
Soundkabinen Mangelware, Unterhaltung zwecklos. Wahrscheinlich ein Grund
für die Neukonzeptionierung 2016 in Form einer exquisiten
„Business-Hall“. Das Event-Business boomt und so zeigte sich die Pro Light + Sound
2015 ebenfalls äußerst zufrieden. Sehr gute Besucherzahlen und ein
hochkarätiges Konferenzprogramm. Die wachsende Pro Light + Sound 2015
bestätigt ihre Stellung als internationale Leitveranstaltung der
Veranstaltungstechnik- und Entertainment-Branche und auch der Verband
für Medien- und Veranstaltungstechnik (VPLT) zieht eine sehr positive
Abschluss-Bilanz.
Die Messe Frankfurt stellt für 2016 ein neues Konzept für beide
Messen vor und richtet beide Veranstaltungen ab 2016 noch stärker auf
die Bedürfnisse der Musikinstrumenten- und Entertainmentindustrie aus.
Um die Endverbraucher-Ansprache zu stärken und den Fokus auf
Fachbesucher zu konzentrieren (so die Messe Frankfurt), werden die Tage
ebenso geändert wie die Zahl der Publikumstage. Die Musikmesse 2016 wird
bereits am Donnerstag beginnen und am Sonntag enden und zukünftig an
allen Tagen für das breite Publikum geöffnet werden. Die Pro Light +
Sound beginnt bereits am Dienstag und endet am Freitag. Eine neue
„Business-Hall“ wird ausschließlich für reine Fachbesucher zugänglich
sein. Zudem zieht die Musikmesse Frankfurt in die hinteren Hallen und
wird sich auf 95.000 qm im Geländebereich West verlegen, um dort
weiterhin eine internationale Markttransparenz zu präsentieren. Der
Geschäftsführer der Messe Frankfurt Detlef Braun sagte zu den Neuerungen
in einer offiziellen Presseerklärung, dass das Marktumfeld im Bereich
Musik schwieriger geworden sei, sich das Freizeitverhalten geändert
habe, was auch Auswirkungen auf das Kaufverhalten habe, es sei ein
Kaufkraftverlust bemerkbar.
Das Konzept könnte aufgehen, wenn die Musiker auf der noch größten,
internationalen Musikmesse als Endabnehmer und Zielgruppe ernst genommen
werden und im Fokus stehen, sie nicht z u m Instrument der
Musikindustrie gemacht werden sondern vielmehr Instrumente und Business
für s i e. Künftige Event-Musiker dürfen nicht als „Affen im Zoo“ – von
autogrammgeilen Publikumsbesuchern – begafft werden, die ohnehin
meistens nichts kaufen. Überquellende Gänge mit
Messe-Tourismus-Privat-Besuchern, die diese Messe eher als Laufsteg
betrachten als tatsächlich zu Nachwuchs-Kunden zu werden, könnten dem im
Wege stehen. Insofern verstehe ich die tägliche Öffnung der
internationalen Frankfurter Musikmesse für das breite Publikum nicht.
Das Ganze macht nur Sinn, wenn das Angebot der Hersteller für die
Musiker interessant ist und bleibt und sie sich dort ausprobieren
dürfen, kompetent beraten werden und nicht wie in einer Zirkusmanage mit
Glitzer und Glamour in einer Scheinwelt sitzen, in der sie nicht die
Hauptrolle spielen.
© Petra M. Jansen
Foto: Quelle – Messe Frankfurt Exhibition GmbH
http://jansen-marketing.de
Link Musikmesse Frankfurt:
http://musik.messefrankfurt.com/frankfurt/de/besucher/willkommen.html
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